Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Emden GmbH Martje Merten (v.l.), Betriebsberaterin Svea Janssen (HWK), Alexander Braun, Aiko und Günther Hattermann sowie Betriebsberaterin Anke Hölscher (IHK), gaben wertvolle Tipps rund um das Thema Nachfolge.
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Wie man den Generationenwechsel meistert

Das Netzwerk Unternehmensnachfolge Ostfriesland informierte in Emden viele Interessierte rund um die Themen Betriebsübergabe und -übernahme.

22. April 2024

Ostfriesland. Die demografische Entwicklung fordert die deutsche Wirtschaft. Nicht nur in Bezug auf die Fachkräftesicherung, sondern auch bei der Suche nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern für zahlreiche Unternehmen. Denn laut aktuellen Schätzungen müssen in den kommenden fünf Jahren bis zu 190.000 Betriebe eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, sei es in der Familie, in der Belegschaft oder extern, finden. Umso wichtiger ist es, die Betriebsübernahme weiterhin als attraktive Gründungsform zu bewerben. Das Netzwerk Unternehmensnachfolge Ostfriesland hat deshalb kürzlich Unternehmerinnen und Unternehmer sowie potenzielle Gründerinnen und Gründer zum Tag der Nachfolge in THE HUB in Emden eingeladen. 

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Wirtschaftsprüfer Michael Lehrmann von der BDO DPI AG. Er informierte die Teilnehmenden rund um das Thema Unternehmenswertermittlung. Dabei machte er gleich zu Beginn deutlich, dass es einen Unterschied zwischen dem Wert und dem Preis eines Unternehmens gibt. „Die Vorstellungen davon, was ein Unternehmen wert ist, gehen bei Verkäufern und Käufern häufig sehr weit auseinander. Das liegt vor allem daran, dass beide den Wert auch aufgrund ihrer subjektiven Wahrnehmung ermitteln. Der Preis ist am Ende das, worauf sich beide Seiten geeinigt haben. Das sollten Sie sich bewusst machen“, erklärte er. Deshalb sei es ratsam, unter anderem eine Unternehmensplanung aufzustellen und die eigenen Finanzdaten laufend im Blick zu behalten. Dies sei eine gute Basis, um seinen Unternehmenswert gegenüber potenziellen Käuferinnen und Käufern rechtfertigen zu können. 

Danach übergab er das Wort an die Vertreterinnen und Vertreter der NBank, der Bürgschaftsbank Niedersachsen sowie der Sparkassen und Volksbanken. Sie berichteten von ihren Erfahrungen als Wegbegleiter im Übernahmeprozess und gaben einen Überblick über verschiedene Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten sowie Beratungsangebote. „Wichtig ist vor allen Dingen, dass Sie sich rechtzeitig Gedanken über Ihre Nachfolge machen, denn von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Betriebsübergabe können mehrere Jahre vergehen“, betonte Manuela Ammersken, Firmenkundenberaterin der Sparkasse Aurich-Norden. 

Zum Abschluss der Veranstaltung folgten schließlich noch Best-Practice-Beispiele aus dem Alltag. So erzählten Günther und Aiko Hattermann vom Unternehmen „Hattermann Vermessung“ aus Emden von ihrer erfolgreichen familieninternen Übergabe. „Bei uns war der ganze Prozess planbar, das hat vieles erleichtert. Und es war ein großer Vorteil, dass mein Vater mich noch eine Weile unterstützt hat, bevor er sich vollends aus den Geschäften zurückgezogen hat“, so Aiko Hattermann. Darüber hinaus hatten die beiden auch noch ein paar wertvolle Tipps für die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer im Gepäck. „Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden in den Prozess mit ein und verändern Sie nicht gleich alles. Das bringt nur Unruhe ins Team und sorgt dafür, dass Ihre Angestellten verunsichert sind.“ 

Ganz andere Erfahrungen hatte hingegen Alexander Braun, Geschäftsinhaber der Siebrands-Fischereibetrieb GmbH & Co. KG aus Greetsiel gemacht. „Ich habe meine Geschäftsanteile 2022 durch den plötzlichen Tod eines Familienangehörigen geerbt und wurde bei der Übernahme der Geschäftsführung Ende 2023 quasi ins kalte Wasser geworfen. Bei mir gab es also keine Übergabe oder ähnliches“, erinnerte er sich. Sein einziger Vorteil sei gewesen, dass er von 2011 bis 2016 bereits im Unternehmen gearbeitet und während dieser Zeit alle Bereiche durchlaufen habe. Mittlerweile habe er sich einen guten Überblick über die Lage verschaffen und wichtige Lehren aus den vergangenen Monaten ziehen können. „Ich kann nur jeder Betriebsinhaberin und jedem Betriebsinhaber empfehlen, einen Notfall-Ordner sowie eine Art Wissensdatenbank anzulegen. Im Ernstfall ist das Gold wert und sorgt dafür, dass die Geschäfte reibungslos weiterlaufen können“, betonte er. 

Das Netzwerk Unternehmensnachfolge ist ein Zusammenschluss in Ostfriesland aus Wirtschaftsförderern der ostfriesischen Landkreise und Städte, Wirtschaftsfördergesellschaften- und kreise, Banken und Sparkassen, Kreishandwerkerschaften sowie der Kammern. Die Initiative wurde 2016 mit dem Ziel gegründet, die Kooperation der Akteure zu verbessern sowie die Informations- und Beratungsangebote der Netzwerkpartner zum Thema Unternehmensnachfolge zu koordinieren und gemeinsam nach außen zu kommunizieren. 

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BU_Gruppe: Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Emden GmbH Martje Merten (v.l.), Betriebsberaterin Svea Janssen (HWK), Alexander Braun, Aiko und Günther Hattermann sowie Betriebsberaterin Anke Hölscher (IHK), gaben wertvolle Tipps rund um das Thema Nachfolge. 

BU_Vortrag: Manuela Ammersken (l.), Firmenkundenberaterin der Sparkasse Aurich-Norden, nannte wichtige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Übergabeprozess. 

Fotos: HWK/J. Stöppel

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