Das Präsidium steht der Vollversammlung der Handwerkskammer vor (v.r.): Präsident Albert Lienemann, Arbeitgeber-Vizepräsidentin Imke Hennig, Arbeitnehmer-Vizepräsident Jörg Klein und Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs.
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Rückgrat der Wirtschaft stärken

Vollversammlung betont Schlüsselrolle des Handwerks im ländlichen Raum. Von der Landespolitik fordert das Gremium, Förderprogramme für kleine und mittlere Betriebe zu erweitern.

17. Juni 2024

Ostfriesland. Bei der Vollversammlung der Handwerkskammer für Ostfriesland stand die Stärkung des ländlichen Raumes im Vordergrund. Die 16 Mitglieder der Arbeitgeberseite und die acht Mitglieder der Arbeitnehmerseite beschlossen ein Handlungspapier, welches an die Adresse der Landesregierung gerichtet ist. Es wurde gemeinsam von den niedersächsischen Handwerkskammern und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen abgestimmt. „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Wirtschaft zu stärken und für wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu sorgen. Das gilt besonders für die vielen kleinen und mittleren Betriebe, die in unserer ländlich geprägten Region das Rückgrat der Wirtschaft stellen“, betonte Präsident Albert Lienemann vor dem höchsten Beschlussgremium des Handwerks.

Die Wirtschaft in Ostfriesland sei eng verzahnt. Alle Betriebe sowohl im Handwerk als auch im Handel oder in der Landwirtschaft seien als Kooperationspartner von der Landespolitik in den Blick zu nehmen. Gerade das Handwerk sichere maßgeblich die Versorgungsstrukturen und das gesellschaftliche Leben in Dörfern und Kleinstädten. Die ansässigen Betriebe gewinnen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Dezentralisierung der Energieerzeugung, der wachsenden Ansprüche an die Qualität von Lebensmitteln und des wirtschaftlichen Strukturwandels in Zukunft eine noch größere Bedeutung. „Sie sichern dauerhaft die regionale Wertschöpfung und bieten insbesondere den Jugendlichen Bleibeperspektiven in Zukunftsberufen“, sagte Lienemann und weiter: „Ohne die vielen Handwerkerinnen und Handwerker, die tagtäglich für das gesellschaftliche Wohl sorgen, geht es nicht.“

Förderung regionaler Bildungsstätten soll gesteigert werden

Jedoch stünden die Unternehmen vor großen Herausforderungen, die durch die Abwanderung von Fachkräften in urbane Gebiete verschärft werden. Demnach fordert das Beschlussgremium unter anderem, eine leistungsfähige und flächendeckende Infrastruktur auszubauen. Beispielsweise soll die Ausbildungsqualität durch regionale Bildungsstätten gesteigert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert werden. Außerdem stehen Bürokratieabbau und viele Förderprogramme im Fokus, die erhalten, angepasst oder für das Handwerk zugänglich gemacht werden sollen. Dabei geht es unter anderem um Neugründungen und Betriebsübernahmen, Investitionsvorhaben in die Digitalisierung oder Energieversorgung sowie die Meistergründungsprämie.

Als weiteren Tagesordnungspunkt der Vollversammlung stand der Jahresabschluss 2023 auf dem Programm, bestehend aus der Bilanz, der Erfolgs- und Finanzrechnung, dem Anhang zur Bilanz sowie dem Lagebericht. Im Ergebnis verfügt die Handwerkskammer über einen stabilen Haushalt sowie eine positive Ertragslage, welches einstimmig verabschiedet wurde.

Goldene Ehrennadel verliehen

Im Anschluss zeichnete Präsident Lienemann gleich drei Handwerksmeister mit der goldenen Ehrennadel des Handwerks aus. Maler- und Lackierermeister Anton Geiken (Norden), Diplom-Bauingenieur Jan Denkena (Westerholt) und Diplom-Bauingenieur Bernhard Tellkamp (Westoverledingen) wurden für ihr langjähriges, engagiertes und erfolgreiches Wirken im Vorstand und in der Vollversammlung der Handwerkskammer mit dem Titel Ehrenmeister des ostfriesischen Handwerks geehrt. Sie haben sich nicht nur innerhalb der Handwerkskammer, sondern auch in den Kreishandwerkerschaften Aurich-Emden-Norden und LeerWittmund sowie auf lokaler Innungsebene hervorgetan. „Sie haben über Jahre hinweg unermüdlich zur Stärkung und Weiterentwicklung des Handwerks in unserer Region beigetragen. Ihr Einsatz ist nicht selbstverständlich und verdient unseren höchsten Respekt und Dank“, lobte Präsident Lienemann das ehrenamtliche Engagement.

Mit der Verabschiedung der Anordnungssatzungen zur Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung in den Ausbildungsberufen „Schornsteinfeger/in“ und „Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“ schloss die Vollversammlung ihre Tagesordnung ab.

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Handlungsempfehlungen "Stärkung ländlicher Raum" (375,18 KB)

Mit dem Titel Ehrenmeister der ostfriesischen Handwerks ausgezeichnet

Bauingenieur Bernhard Tellkamp aus Westoverledingen (2.v.l.) wurde für seine langjährigen ehrenamtlichen Verdienste im Handwerk ausgezeichnet. Er stand lange Jahre der Kreishandwerkerschaft LeerWittmund als Kreishandwerksmeister vor, wurde zum Ehrenkreishandwerksmeister ernannt und führte als Obermeister die Baugewerbe-Innung Leer-Rheiderland über einige Jahre. Das Präsidium gratulierte ihm und seiner Frau Renate Tellkamp (3.v.l.).
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Maler- und Lackierermeister Anton Geiken (3.v.l.) aus Norden war lange Jahre Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Aurich-Emden-Norden und Obermeister der Maler-, Glaser- und Lackiererinnung Aurich-Emden-Norden. Vom Malerverband Niedersachsen erhielt er ebenfalls eine Ehrennadel in Gold für sein Engagement in den verschiedenen Verbandsgremien. Das Präsidium gratulierte ihm und seiner Frau Jannette Geiken (2.v.l.).
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Bauingenieur Jan Denkena (2.v.l.) aus Westerholt war unter anderem lange Jahre Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft LeerWittmund sowie Lehrlingswart und Obermeister der Baugewerbe-Innung Kreis Wittmund. Ehrenamtlich engagiert ist er außerdem im Baugewerbeverband Niedersachsen.
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