Von 1.700 frisch gebackenen Gesellen in Niedersachsen sind sie die fünf Besten: Nils Kock aus Suddendorf (2.v.l., 1. Platz), Lukas Salenga aus Rhauderfehn (Mitte, 2. Platz), Matthis Braje aus Lohne (hinten, 3. Platz), Keanu Schmidt aus Nienburg (r., 4. Platz) und Mario Claus aus Rollshausen (vorne, 5. Platz) mit Thorsten Brändle (l.) vom Landesinnungsverband Niedersachsen des Kfz-Techniker-Handwerks.
© HWK/W. Feldmann

Kopf-an-Kopf-Rennen am Kfz-Prüfstand

Nils Kock aus Lohne ist bester Kfz-Mechatroniker Niedersachsens. Ostfriese Lukas Salenga aus Rhauderfehn verfehlt nur knapp den Landessieg. Die fünf besten Gesellen aus Niedersachsen traten im Wettkampf „Deutsche Meisterschaft im Handwerk“ in der Handwerkskammer für Ostfriesland gegeneinander an.

17. Oktober 2024

Ostfriesland. Für einen Vormittag lang war Prüfungsstress in der Kfz-Ausbildungswerkstatt des Berufsb        ildungszentrums in Aurich angesagt. Aus ganz Niedersachsen waren fünf Kammersieger des Kfz-Handwerks angereist, um sich ein Ticket für die „Deutsche Meisterschaft im Handwerk – German Crafts Skills“ auf Bundesebene zu sichern. Der Landesinnungsverband Niedersachsen des Kfz-Techniker-Handwerks hatte den Schrauber-Nachwuchs dazu in die Handwerkskammer für Ostfriesland eingeladen. Sie hatten zuvor ihre Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker als Beste im Jahrgang 2024 abgeschlossen und damit den Kammersieg in ihren jeweiligen Bezirken errungen.

Neuer Landessieger ist der 23-jährige Nils Kock aus Suddendorf mit 507 von 600 möglichen Punkten. Er trat für die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim vom Ausbildungsbetrieb M.A.M. Uwe Stahnke in Nordhorn an. Auf nächster Ebene wird er jetzt am bundesweiten Wettkampf um die Siegermedaille im November in Hamburg kämpfen. Ostfriese Lukas Salenga (22) aus Rhauderfehn verpasste den ersten Platz nur knapp mit 494 Punkten. Er wurde in der Werkstatt K&E Automobile in Ostrhauderfehn ausgebildet. Mit dem Kammersieger der Handwerkskammer Oldenburg lieferte er sich zeitgleich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit nur einem Punkt Rückstand, 493 Punkten, belegt Matthis Braje (21) aus Lohne den dritten Platz. Er lernte seinen Beruf im Autohaus Ewald Menke in Lohne.

Anspruchsvolle Fehler wurden an den Prüfstationen eingebaut

„Von insgesamt 1.700 Auszubildenden in Niedersachsen sind Sie die Besten“, gratulierte Thorsten Brändle, Technischer Berater des Landesinnungsverbandes, bei der Siegerehrung. Allein die Teilnahme an dem Wettbewerb sei eine besondere Auszeichnung. „Sie haben den geilsten Beruf der Welt erlernt. Es gibt kein anderes Objekt, welches so viel Emotionen und Leidenschaft wie ein Auto hervorruft. Bleiben Sie also wachsam und wissbegierig. Egal ob es um die Fortbildung zum Kfz-Servicetechniker, den Meister oder andere Bildungswege geht: Ihnen stehen alle Türen offen“, sagte Brändle.

An jeder der insgesamt sechs Stationen konnten die ehrenamtlichen Juroren 100 Punkte vergeben. Dabei mussten die Gesellen knifflige Defekte an den Fahrzeugen mit Hilfe unterschiedlicher Diagnosegeräte herausfinden und beheben. Geprüft wurde in den Bereichen Klimaanlage, Motorsteuerung, Signalaufnahme, Can-Bus, Hochvoltsystem und Frontkamerasystem. Nicht alle Fehler wurden lokalisiert. Nervenstärke war angesagt. So mancher geriet in den jeweils 20-minütigen Prüfungssituationen in Zeitnot. „Wir haben an den verschiedenen Fahrzeugen anspruchsvolle Fehler eingebaut, die auch im Werkstattalltag vorkommen. Das Niveau entspricht dem eines Kfz-Servicetechnikers“, berichtete Thorsten Brändle. Im Wesentlichen mussten die Teilnehmer Diagnose- und Systemkompetenz beweisen. An einem Mercedes GLK 220 CDI beispielsweise musste die Klimatronik überprüft werden. Die Klimaanlage zeigte keine ausreichende Kühlwirkung. Bei einem VW Golf GTE war die Motorsteuerung fehlerhaft. Ein Frontkamerasystem an einem VW T-Roc sollte neu kalibriert werden. Und ein Toyota Auris mit Hybrid-Antrieb zeigte einen Fehler im HV-System auf.

Teilnehmer zeigten unter Zeitdruck Nervenstärke

Für Sieger Nils Kock war der Zeitfaktor wie bei allen anderen Teilnehmern auch eine Herausforderung. Besonders die Station „Motorsteuerung“ wäre schwierig gewesen, „weil es dort mehrere Möglichkeiten zur Signalaufnahme gibt und ich auch sehr nervös war“. Er wird in einigen Wochen ein Fahrzeugtechnik-Studium in Osnabrück beginnen. Danach plant er, in seinen Ausbildungsbetrieb zurückzukehren. Lukas Salenga meisterte die HV-Aufgabe am Toyota Auris nach seinen Angaben am besten, „weil wir das schon in unserer Ausbildung durchgenommen haben“. Schwieriger wäre es an den Assistenzsystemen gewesen: „Mit einigen Geräten habe ich noch nicht gearbeitet.“ Seine Interessen liegen bei Autos, Motoren und Rennsport. Deswegen wird er seinem Beruf treu bleiben und demnächst den Meister anpeilen.