
© Niedersächsischer Handwerkstag
1.300 Handwerksbetriebe in Niedersachsen setzen auf eine klare politische Schwerpunktsetzung der neuen Bundesregierung
Blitzumfrage zum Jahresstart 2025 zeigt: Wirtschaftslage im Handwerk kühlt sich ab.
5. März 2025
Hannover/Ostfriesland. „Die neue Bundesregierung muss sich schnell finden und im Rahmen der Koalitionsvereinbarung ihren Weg zur wirtschaftlichen Erholung aufzeigen und konsequent verfolgen“, so Dr. Hildegard Sander, Geschäftsführerin des Niedersächsischen Handwerkstages (NHT), in der Pressekonferenz zum handwerks politischen Aschermittwoch am 5. März in Hannover. „Die aktuelle Lage erfordert entschlossene Handlungen und klare Weichenstellungen, um den Herausforderungen der Branche wirksam zu begegnen.“
Wirtschaftliche Lage im Handwerk
Die aktuelle Blitzumfrage des NHT zeigt: Zum Jahresstart 2025 ist die Lage im Handwerk zwar noch weitgehend robust, ein deutlicher Abwärtstrend ist jedoch erkennbar. Der Anteil der Betriebe, die ihre Lage als „gut“ oder „befriedigend“ bewerten, liegt noch bei 77 Prozent, doch die Zahl der unzufriedenen Rückmeldungen ist auf 23 Prozent gestiegen – ein besorgniserregender Trend. Laut der NHT-Umfrage erwarten die Handwerksbetriebe eine weitere Abkühlung.
Erforderliche Schwerpunktthemen
- Wirtschaftspolitik: Die überwältigende Mehrheit von 95 Prozent der teilnehmenden Handwerksbetriebe gab an, dass der wirtschaftspolitische Fokus der kommenden Regierung entscheidend sei. Eine starke Wirtschaft sei notwendig, um die Herausforderungen in allen anderen politischen Bereichen bewältigen und finanzieren zu können.
- Bildungspolitik: Das Handwerk betont an zweiter Stelle zudem die Bedeutung der Bildungspolitik. Zwei Drittel der Betriebe fordern eine verstärkte Ausrichtung auf die Bildung. „Bildung ist der wertvollste Rohstoff in unserem ansonsten rohstoffarmen Land“, so Sander. An dieser Stelle müssen wir uns auch mit Blick auf die berufliche Bildung noch mehr anstrengen. Bund und Länder müssen verstärkt zusammenarbeiten.
- Zuwanderungs- und Integrationspolitik: Die Zuwanderungs- und Integrationspolitik wird an dritter Stelle als zentral angesehen: Fast 60 Prozent der Betriebe wünschen sich eine gezielte Zuwanderungs- und Integrationspolitik. Schon heute verfügen beispielsweise 60 Prozent der Beschäftigten im Reinigungsgewerbe, 40 Prozent im Hochbau und 20 Prozent im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk über eine Migrations- oder Fluchtgeschichte. Fakt ist: Ohne sie würden Hygienestandards beispielsweise in Kliniken und Schulen nicht gehalten werden können und erforderliche Bau- und Sanierungsarbeiten oder auch die Energie- und Klimawende nicht laufen.
- Sicherheitspolitik: Neben der gezielten Zuwanderungs- und Integrationspolitik spielt für das Handwerk mit 54 Prozent der Rückmeldungen gleichzeitig die Sicherheitspolitik eine besondere Rolle. Ein mangelndes Sicherheitsgefühl führe, so Sander, bei allen hier lebenden Menschen zu Vertrauensverlusten in die staatliche Handlungsfähigkeit. Hier braucht es klare Signale an vielen Stellen.
Erforderliche Maßnahmen
- Bürokratieabbau bleibt die größte Herausforderung für die Handwerksbetriebe. 80 Prozent der befragten Unternehmen benennen Bürokratie als größte Belastung. „Runter mit Berichtspflichten, Verzicht auf kleinteilige Vorgaben, Schaffung moderner digitaler Verwaltungsabläufe!“, fordert Sander an dieser Stelle. Die Betriebe wünschen sich eine Vereinfachung und die Schaffung effizienter digitaler Verwaltungsprozesse.
- Steuer- und Sozialabgaben stehen ebenfalls an der Spitze der Sorgen. 65 Prozent der Unternehmen sehen die hohe Steuer- und Abgabenlast als große Belastung. Besonders die Sozialabgaben belasten personalintensive Wirtschaftsbereiche, wie das Handwerk. Der NHT fordert eine Neuausrichtung der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme.
- Zentrales Thema für die Handwerksbetriebe bleibt der Bereich Energiekosten. Trotz einer leichten Entspannung der Situation bleibt der Druck auf die Betriebe nach wie vor hoch. Es bedarf eines klaren und nachhaltigen energiepolitischen Konzepts, um eine wettbewerbsfähige, bezahlbare und sichere Energieversorgung zu gewährleisten.
- Schließlich bleibt die Fachkräftegewinnung ein weiteres zentrales Anliegen. 55 Prozent der befragten Unternehmen haben Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Der NHT fordert ein stärkeres Augenmerk auf die Förderung der beruflichen Bildung.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen den Handlungsbedarf und die Dringlichkeit. Das Handwerk sieht die kommenden Monate als entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftssektors Niedersachsens und Deutschlands insgesamt.
4.347 Zeichen