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Fragen zur Stärkung der Demokratie

Spitzenvertretungen der niedersächsischen Handwerkskammern befassen sich mit Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie, gegen Extremismus, Ausgrenzung und Diskriminierung.

19.09.2024

Hannover/Ostfriesland. Mit Fragen der Stärkung der Demokratie setzten sich die sechs niedersächsischen Handwerkskammern im Rahmen ihrer Klausurtagung auseinander. Diese fand am 16./17. September in der Handwerkskammer Oldenburg unter Leitung des vorsitzenden Präsidenten der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. (LHN) Eckhard Stein statt. In einem engen und hochkarätigen Austausch mit der Landtagspräsidentin Hanna Naber, dem Verfassungsschutzpräsidenten Dirk Pejril und dem Generalsekretär des Zentralverbandes des Handwerks Holger Schwannecke wurden die Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten diskutiert.

Die Diskussion machte deutlich: Die Spitzenvertretung der niedersächsischen Handwerkskammern, die sowohl die Arbeitgeber- als auch die Arbeitnehmerseite des Handwerks repräsentieren, verfügen über ein tiefes gemeinsames Grundverständnis, dass Handwerkskammern als Selbstverwaltungskörperschaften jeder Form des Extremismus, der Ausgrenzung und der Diskriminierung im Rahmen ihrer Wirkungsmöglichkeiten und im Sinne des Artikel 1 des Grundgesetzes entgegentreten werden:
 

  1. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
     
  2. Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.


Die Mitgliederversammlung der LHN e.V. bekennt sich klar und sehr bestimmt zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur offenen Gesellschaft und trägt die Resolution für Vielfalt und Zusammenhalt im Handwerk des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) auf Bundesebene uneingeschränkt und nachdrücklich mit.

Wichtig für die Mitgliederversammlung der niedersächsischen Handwerkskammern sind folgende Punkte:
 

  • Im Handwerk kommt es grundsätzlich nicht darauf an, woher jemand kommt. Es kommt darauf an, wohin man will.“
    Dieser Slogan gilt im umfassenden Sinn. Das Handwerk setzt auf Vielfalt, Respekt und gegenseitige Wertschätzung. Im Handwerk arbeiten bereits heute überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund aus verschiedensten Kulturen und mit unterschiedlichen Religionen zum Teil über Generationen hinweg. Sie gehören zur Handwerksfamilie als Arbeitnehmende und als Betriebsinhaber oder -inhaberin.
     
  • „Im Handwerk wird miteinander und gemeinsam als Team gearbeitet.“
    Die Arbeitsweise im Handwerk ist auf Teamarbeit ausgelegt. Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Hintergründe arbeiten friedlich zusammen und schaffen gemeinsam Werte für Gesellschaft und Wirtschaft. Dies muss auch in Zukunft gewährleistet sein. Spaltung und Unfrieden stehen dem gemeinsamen Erfolg entgegen und haben im Handwerk keinen Platz.
     
  • „Das Handwerk ist Teil einer arbeitsteiligen und international verzahnten Wirtschaft.“
    Niedersachsen ist ein international vernetzter Wirtschaftsstandort. Das Handwerk ist sehr eng in die Wertschöpfungsketten vor Ort eingebunden und zum Teil auch selbst grenzüberschreitend tätig. Ein solcher Wirtschaftsstandort funktioniert nur, wenn Unternehmen sich auf stabile politische Rahmenbedingungen, auf Offenheit für Kooperation und Wachstum verlassen können. Dazu zählt auch, dass Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland gern zu uns kommen und sich und ihre Expertise vor Ort einbringen. Eine nationalistisch ausgerichtete Wirtschaftspolitik trifft international agierende Unternehmen hart. Sie wirkt auf die Zuwanderung und den wirtschaftlichen Austausch abschreckend und verhindert Wachstum. Dies hat sehr unmittelbare Folgen für ihre Dienstleister, Partner und Zulieferer, gerade auch aus dem Handwerk.
     
  • „Handwerkliche Infrastruktur- und Versorgungsleistungen können in Zukunft nur bei Zuwanderung gewährleistet werden.“
    Die Betriebe des Handwerks müssen die großen Infrastrukturherausforderungen stemmen – zum Beispiel mit Blick auf Straßen-, Brücken-, Schul- und Wohnungsbau, mit Blick auf die Energie- und Klimawende – oder mit Blick auf die Versorgung vor allem auch der ländlichen Räume. Daher besteht auch in den Betrieben des Handwerks selbst ein großer Bedarf an Arbeits- und Fachkräften aus dem Ausland. Ohne Auszubildende, ohne Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland werden kleine und mittlere Handwerksbetriebe die erforderlichen Leistungen in der Zukunft für Gesellschaft und Wirtschaft nicht erbringen können.
     
  • „Handwerk ist ein Integrationsmotor.“
    Das Handwerk erbringt mit seinen oft familiären Strukturen besonders gute Integrationsleistungen. Das hat die Vergangenheit gezeigt und wird auf den Meisterfeiern der Handwerkskammern sehr nachdrücklich sichtbar. Die qualifizierte Ausbildung im Handwerk bringt Menschen mit Migrations-hintergrund in die Mitte unserer Gesellschaft. Sie werden zu Leistungsträgern und 
    -trägerinnen, die wir im Sinne der Gesellschaft und Wirtschaft so dringend benötigen. Neben den Ausbildungsbetrieben leisten die Handwerkskammern dazu heute und auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag.

Mit der Einbindung der Zentrale für politische Bildung Niedersachsen, am zweiten Tag der Klausurtagung vertreten durch Mikis Rieb, wurde deutlich: bestehende Angebote können bei der politischen Medienbildung verstärkt genutzt werden. Für Mikis Rieb sind die digitalen Medien dabei nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance, besonders junge Menschen zu erreichen. Einen speziellen Fokus setzte Dr. Bernd von Garmissen, Direktor der Landwirtschaftskammer, in seinem Beitrag auf die ländlichen Räume. Ländliche Räume sind aus seiner Sicht wichtige Zukunftsräume, ihre Entwicklung ist von wesentlicher Bedeutung für die flächendeckende Stärkung der Demokratie. Handwerkskammern und Landwirtschaftskammer sind gerade in diesen Räumen die zentralen Akteurinnen und wichtige Kooperationspartnerinnen. Beide Partnerschaften sollen in Zukunft weiter vertieft werden.

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