Die Organisatorinnen der Veranstaltung Anke Hölscher (v.l.) und Svea Janssen bedankten sich bei Sören Schöningh für seinen Best-Practice-Vortrag und Gwendolyn Stoye für ihre unterhaltsame Moderation der Veranstaltung.
© HWK/J. Stöppel
Übergang zwischen Tradition und Vision
Netzwerk Unternehmensnachfolge informiert Inhabende und potenzielle Gründerinnen und Gründer zum Thema Unternehmensnachfolge.
23.05.2023
Ostfriesland. Der demografische Wandel macht auch vor Unternehmerinnen und Unternehmern nicht halt. Laut aktuellen Schätzungen müssen in den kommenden fünf Jahren bis zu 190.000 Betriebe ihre Übergabe an einen Nachfolgenden regeln. Oft wird der Generationswechsel aber zu spät angepackt oder die Problematik der Nachfolgersuche unterschätzt, denn nicht immer lässt sich eine interne Übergabe realisieren. Doch wie findet man eine passende Nachfolgerin oder einen passenden Nachfolger, wenn innerhalb der Familie oder des Betriebes niemand nachrücken möchte? Und kann eine Betriebsübernahme eine attraktive Alternative zu einer Neugründung sein? Fragen, die sich Betriebsinhaberinnen und -inhaber sowie potenzielle Gründerinnen und Gründer stellen. Das Netzwerk Unternehmensnachfolge Ostfriesland hat deshalb kürzlich zum Tag der Nachfolge in die Handwerkskammer in Aurich eingeladen.
Als Einstieg in das Thema gaben die Vertreterinnen und Vertreter der NBank, der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK), der Handwerkskammer für Ostfriesland (HWK), den Wirtschaftsförderungen der Region sowie der Sparkassen und Volksbanken einen Einblick in ihre Erfahrungen als Wegbegleiter im Übernahmeprozess. „Seinen Betrieb zu übergeben, bedeutet vor allen Dingen auch loslassen zu können. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig zu überlegen, wann man endgültig aus dem Betrieb ausscheiden möchte“, erklärten die Firmenkundenberaterinnen Manuela Ammersken (Sparkasse Aurich-Norden) und Inga Schoon (Volksbank). Jede Übergabe sei immer mit Emotionen verbunden. Trotzdem müssten beide Seiten klar erkennen können, wann der Prozess abgeschlossen sei. „Darum ist es auch so wichtig, sich frühzeitig Gedanken über seine Nachfolge zu machen. Der ganze Übergabeprozess – von der ersten Idee bis hin zur Schlüsselübergabe – kann etwa fünf bis sieben Jahre dauern“, erzählten die Betriebsberaterinnen Svea Janssen (HWK) und Anke Hölscher (IHK). Besonders der Kaufpreis führe dabei oft zu Konflikten. Das bestätigen auch NBank-Berater Stefan Kleinheider und Frank Happe vom Wirtschaftsförderkreis Harlingerland. „Deswegen ist es immer sinnvoll, auch seinen Steuerberater in den Prozess einzubeziehen und sich gegebenenfalls von einer dritten, neutralen Person beraten zu lassen“, waren sich die beiden einig.
Wie eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge in der Praxis aussehen kann, wusste Sören Schöningh aus Emden abschließend zu berichten. Gemeinsam mit seinem Schwager und Geschäftspartner Björn Cramer-Martens hat er 2021 das Möbelhaus Bittner in Pewsum übernommen. „Die Entscheidung, diesen Schritt zu wagen, haben wir relativ schnell getroffen. Trotzdem hat sich die ganze Abwicklung über zwei Jahre gezogen“, sagte er. Die Vorteile einer Übernahme hätten für sie auf der Hand gelegen: „Ein gut laufendes Unternehmen, das schwarze Zahlen schreibt und über einen treuen Kunden- und Personalstamm verfügt. Besser geht es nicht“, so Schöningh. Eine große Hilfe sei außerdem gewesen, dass Vorgänger Hans-Jörg Bittner sie noch eine Zeit lang unterstützt habe, bis sie mit allen betrieblichen Abläufen vertraut waren. „So konnten beide Seiten sicher sein, dass sie am Ende zufrieden aus der Nummer rausgehen“, resümierte der gelernte Kaufmann.
Das Netzwerk Unternehmensnachfolge ist ein Zusammenschluss in Ostfriesland aus Wirtschaftsförderern der ostfriesischen Landkreise und Städte, Wirtschaftsfördergesellschaften- und kreise, Banken und Sparkassen, Kreishandwerkerschaften sowie der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg und der Handwerkskammer für Ostfriesland.
Alle Interessierten können sich für eine kostenfreie Beratung an ihre zuständige Kammer, an die regionalen Wirtschaftsförderungen oder an die Ansprechpersonen in den Sparkassen und Volksbanken wenden.
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