Reinhold Daniels, Leiter der Handwerksrolle, geht Ende März in den Ruhestand.
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Urgestein des Handwerks nimmt seinen Hut
Reinhold Daniels verabschiedet sich nach fast 40-jähriger Dienstzeit in der Handwerkskammer für Ostfriesland in den Ruhestand.
Ostfriesland. Reinhold Daniels ist die Ruhe in Person. Eine Eigenschaft, die ihm bei der täglichen Arbeit zugutekommt. Seit fast 40 Jahren ist er für die Eintragungen der Betriebe in der Handwerksrolle der Handwerkskammer für Ostfriesland und die Beitragsveranlagung verantwortlich. Seine Abteilung bestimmt, wer sich im ostfriesischen Raum mit einem Handwerksunternehmen selbstständig machen darf und wer nicht. Konfliktpotenzial ist da vorprogrammiert. Der Leiter der Abteilung muss oft viel Fingerspitzengefühl in Fällen beweisen, die in einer rechtlichen Grauzone liegen. „Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die hart sind. Aber das Gesetz bietet keinen Spielraum. Das zu vermitteln, ist nicht immer einfach“, erklärt der Auricher.
Ende März verabschiedet sich der 65-Jährige in den verdienten Ruhestand. Der ausgebildete Verwaltungsfachangestellte aus Aurich trat am 1. September 1982 in den Dienst des Handwerks. Nach neunmonatiger Einarbeitungszeit übernahm er im Mai 1983 von seinem Vorgänger Alfred Pflug die Leitung der Abteilung Handwerksrolle. „Das war ein echter Vertrauensbeweis seitens der Geschäftsführung. Da ich im Vorfeld noch keinerlei Berührungspunkte mit dem Handwerks- und Beitragsrecht hatte“, erzählt Daniels.
Seitdem hat sich einiges im ostfriesischen Handwerk getan. Angefangen bei der Zahl der Mitgliedsbetriebe, die von 3.000 auf inzwischen 5.600 gestiegen ist, über die rasante Umstellung der manuellen Registerführung und Beitragsveranlagung auf eine elektronische Datenverarbeitung bis hin zu einer zunehmenden Gesetzesflut und einer immer größer werdenden Bürokratisierung. „Das stellt nicht nur unsere Mitgliedsbetriebe, sondern auch uns vor Herausforderungen“, so Daniels.
Die Begleitung der Novellierung der Handwerksordnung im Jahr 2004 ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben. Durch sie war in vielen Handwerksberufen die Meisterpflicht entfallen. „Somit konnte sich praktisch jeder selbstständig machen.“ Die Regierung erhoffte sich seinerzeit einen Wachstumsschub sowie mehr Beschäftigung. Unter den Handwerkerinnen und Handwerkern sorgte die Entscheidung jedoch für viel Unruhe und Unmut. „Es war schwierig, gestandenen Betriebsinhabern plausibel zu machen, dass wir als Handwerkskammer diese Regelungen umsetzen mussten. Auch wenn wir selbst in dem einen oder anderen Fall vielleicht anders entschieden hätten“, erinnert er sich. Die erhoffte Wirkung der Novellierung blieb zudem aus. 2020 erfolgte schließlich die „Rückvermeisterung“ vieler Gewerke.
Auch wenn die zahlreichen Neuregelungen und Gesetzesänderungen gelegentlich Fragen aufwarfen, so konnte Reinhold Daniels bei der Umsetzung stets auf die Hilfe seiner Kolleginnen und Kollegen der 53 anderen Handwerkskammern in Deutschland zählen. Durch verschiedene Arbeitskreise sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene fand ein regelmäßiger Austausch zwischen den Leiterinnen und Leitern der Handwerksrolle statt. Darüber hinaus wurden gemeinsam neue Regelungen für das Handwerk erarbeitet.
„Mit der Gründung des Bundesarbeitskreises 2005 hatten wir einen direkten Draht ins Bundeswirtschaftsministerium. Das war natürlich ein enormer Vorteil“, so Daniels. Ohne die Unterstützung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre es ihm aber nicht möglich gewesen, sich mit vollem Engagement in die verschiedenen Arbeitskreise einzubringen. Dafür wolle er sich ausdrücklich bedanken. „So konnte ich immer ‚am Puls der Zeit‘ sein und verschiedene Themenbereiche mitgestalten, was letztendlich unseren ostfriesischen Betrieben zugutekam.“
Jetzt freue er sich auf den bevorstehenden Ruhestand, den er zunächst ohne große Pläne angeht. „Meine Frau hat allerdings schon einige Wünsche geäußert, die es umzusetzen gilt. Langeweile wird daher sicherlich nicht aufkommen“, erklärt er lachend. Ab dem 1. April übernimmt dann sein Nachfolger Simon Alex offiziell die Leitung der Handwerksrolle. Der 41-Jährige Auricher ist in den vergangenen Monaten von Reinhold Daniels bereits in seine zukünftigen Aufgaben eingearbeitet worden. Ihm rät er zum Abschied mit einem Augenzwinkern: „Nie aus der Ruhe bringen lassen und immer schön sachlich bleiben.“
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Bild_ReinholdDaniels_Portrait: Reinhold Daniels, Leiter der Handwerksrolle, geht Ende März in den Ruhestand.
Bild_ReinholdDaniels_Simon: Zum 1. April übernimmt Simon Alex (r.) die Leitung der Handwerksrolle von Reinhold Daniels (l.).
Fotos: HWK/J. Stöppel