Klein aber fein: Zahntechnikermeisterin Antje Schulte hat in ihrem Labor alles was sie für ihre tägliche Arbeit benötigt.
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Den nötigen Biss bewiesen

Zahntechnikermeisterin Antje Schulte aus Filsum schafft den Spagat zwischen Unternehmensführung und Familienleben.

Ostfriesland. Licht fällt durch mehrere Fenster in das kleine Dentallabor, das sich unmittelbar über der Garage und direkt unter dem Dach des Hauses von Familie Schulte in Filsum befindet. Zahn- und Kieferabdrücke aus Gips, verschiedene Luftdruckgeräte und diverse Modellier-Werkzeuge zieren die Arbeitsflächen und Regale. Es ist die Wirkungsstätte und der ganze Stolz von Unternehmerin Antje Schulte. „Auch wenn es nicht groß ist, habe ich hier alles was ich für meine tägliche Arbeit benötige“, erklärt sie lächelnd. Die 41-Jährige ist verheiratet, Mutter von zwei Töchtern und selbstständige Zahntechnikermeisterin. Seit fast zehn Jahren bringt sie Familie und Job unter einen Hut. Im Gespräch mit der Handwerkskammer für Ostfriesland hat sie verraten, vor welche Herausforderungen sie das gelegentlich stellt und warum sie sich trotzdem immer wieder für die Selbstständigkeit entscheiden würde.

Es sei eigentlich nie geplant gewesen, ein Labor in den eigenen vier Wänden einzurichten, erinnert sich Antje Schulte. Vielmehr sei die Idee 2011 während ihrer zweiten Schwangerschaft entstanden. Zu der Zeit war sie noch im Angestelltenverhältnis tätig. „Ich wusste, dass es mit zwei Kindern schwieriger werden würde, weiterhin arbeiten zu gehen. Aber ich wollte das unbedingt. Da es bautechnisch gut passte, haben mein Mann und ich nicht lange überlegt.“ Trotzdem sei die Existenzgründung als frisch gebackene Mutter nicht ganz einfach gewesen. „Ich musste viele Klinken bei den Zahnarztpraxen putzen“, sagt die Handwerkerin. Gut sechs Monate habe es gedauert, bis sie ihren ersten Auftrag an Land zog. Ihre älteste Tochter war zu der Zeit etwa zwei Jahre, die jüngste nur ein paar Monate alt.

Eine große Unterstützung war dabei auch ihr Mann Holger. Er ist von Beruf Polizist. Durch seine Arbeit im Schichtdienst konnten sich die beiden die Kinderbetreuung gut aufteilen. „Oft habe ich die Kinder einfach zu meinen Terminen mitgenommen. Oder nachts gearbeitet, wenn sie geschlafen haben“, so Schulte. Die räumliche Nähe sei damals wie heute ein zusätzlicher Vorteil. „Auch wenn ich nebenan im Labor arbeite, bin ich für die Kinder immer greifbar und wir sind zu allen Mahlzeiten zusammen“, sagt sie. Inzwischen ist ihr Zahnlabor auftragsmäßig so gut ausgelastet, dass sie drei Teilzeitkräfte eingestellt hat, die sie unterstützen.

Und dennoch gibt es gelegentlich Momente, in denen auch sie an ihre Grenzen gerät. Das sei vor allem in der ersten Lockdownphase der Corona-Pandemie 2020 deutlich geworden. Durch Homeschooling und andere Maßnahmen musste die Familie, wie viele andere auch, ihren Tagesablauf neu strukturieren. Antje Schultes große Leidenschaft neben dem Beruf – das Voltigieren – blieb dabei auf der Strecke. „20 Jahre lang bin ich diesem Hobby nachgegangen. Mehrmals in der Woche habe ich in der Reithalle gestanden und Unterricht gegeben. Das war immer mein Ausgleich und Zeit für mich. Das aufzugeben, war schon hart“, so die 41-Jährige. Aber auch abseits von Corona sei es nicht immer einfach. Als Frau müsse man sich oft noch rechtfertigen, wenn man neben dem Mutterdasein auch Erfolg im Job anstrebe.

Mittlerweile sind ihre Kinder etwas älter und dadurch auch eigenständiger. Das vereinfache vieles, bringe gleichzeitig aber auch neue Herausforderungen mit sich. „Ich binde sie langsam in die häuslichen Pflichten mit ein. Die Begeisterung hält sich dabei natürlich in Grenzen, aber ich glaube, diese Diskussion führen alle Eltern“, erklärt sie schmunzelnd. Alles in allem sei die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, für sie aber genau die richtige gewesen. Auch wenn es nicht immer einfach ist, Familie und Unternehmen gleichzeitig zu managen, ist es ihr wichtig ihren Kindern vorzuleben, arbeiten zu gehen und dadurch sein Leben selbst bestimmen zu können. „Ich sage meinen Mädels immer, dass man manchmal einfach die Zähne zusammenbeißen und durchhalten muss. Am Ende zahlt sich das immer aus.“

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