Freuen sich über die gelungene Veranstaltung (von links): Tim Richter, Maren Ulbrich, Harmannus und Ingrid Hilbrands sowie die Organisatorinnen der Veranstaltung Anke Hölscher (IHK) und Svea Janssen (HWK).
©HWK/J. Stöppel

Betriebsübergabe rechtzeitig angehen

Netzwerk Unternehmensnachfolge informiert Inhaber und potenzielle Übernehmer am „Tag der Nachfolge“.

Ostfriesland. „Was wird aus meiner Firma?“ Diese Frage stellen sich jedes Jahr rund 2.000 Unternehmerinnen und Unternehmer in Niedersachsen. Doch die passende Nachfolgerin oder den passenden Nachfolger zu finden ist eine Herausforderung. Denn zu einer erfolgreichen Übergabe oder Übernahme eines Betriebes gehört eine intensive und detaillierte Planung sowie einige emotionale Höhen und Tiefen. Und nicht immer lässt sich eine familieninterne Übergabe realisieren. Wie eine erfolgreiche Nachfolge am besten gelingt, dazu informierte kürzlich das Netzwerk Unternehmensnachfolge. Betriebsinhaber, Geschäftsführer und angehende Übernehmer aus Ostfriesland waren im Forum der Sparkasse LeerWittmund zu einer Veranstaltung eingeladen.

„Studien belegen, dass wir ein Nachfolge-Problem haben. Zudem wird die familieninterne Übergabe eines Betriebes immer seltener. Umso wichtiger ist es, ein Netzwerk wie dieses zu haben, das bei diesem Prozess beratend zur Seite steht“, eröffnete Heinz Feldmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, die Veranstaltung. Eine gut organisierte Nachfolge dauere laut Empfehlungen der Kammern etwa drei bis fünf Jahre. „Auch wir als Sparkasse unterstützen dabei und helfen, Ihr Lebenswerk in gute Hände zu übergeben“, so Feldmann.

Aber was macht einen Betrieb für einen potenziellen Nachfolger eigentlich interessant und reizvoll? Beraterin Maren Ulbrich vom Unternehmen Handwerksmensch hatte darauf eine klare Antwort. „Das A und O sind zufriedene Mitarbeitende. Das hat eine gewaltige Wirkung nach außen“, erklärte sie gleich zu Beginn ihres Vortrages. Die Fähigkeit, seine Angestellten langfristig zu motivieren und an den eigenen Betrieb zu binden, sei ein zentraler Erfolgsfaktor. Deshalb werde es immer wichtiger, auf deren Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. „Dazu zählt beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Für viele nimmt das einen immer höheren Stellenwert ein. Flexible Arbeitszeiten und -bedingungen, können schon einen Großteil dazu beitragen“, so Ulbrich.

Das Unternehmerpaar Harmannus und Ingrid Hilbrands aus Leer hat die erfolgreiche Betriebsübergabe bereits geschafft. Sie übergaben Anfang 2021 ihren Heizungs- und Sanitärtechnikbetrieb an einen ehemaligen Mitbewerber und berichteten nun von ihren Erfahrungen. „Bis dahin war es ein langer Weg. Deshalb können wir nur jedem empfehlen, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und man sollte sich auch nicht davor scheuen, Unterstützung von außen anzunehmen“, erklärte das Ehepaar. Sie selbst hätten unter anderem Rat bei ihrem Steuerberater gesucht und sich bei einem Nachfolgeseminar informiert. Der ganze Übergabeprozess habe etwa anderthalb Jahre gedauert.

Dass es nie zu früh ist, das Thema Nachfolge anzugehen, dem konnte sich auch Referent Tim Richter nur anschließen. Der 39-Jährige ist Experte wenn es um die familieninterne Betriebsnachfolge geht und wusste von so manch einem skurrilen Fall zu berichten, bei dem diese gründlich schiefgelaufen war. „Die gegenseitige Wertschätzung sowie eine offene und ehrliche Kommunikation sind von enormer Bedeutung. Ansonsten kann es sehr schnell zu Konflikten kommen und ihr Generationswechsel ist gescheitert, bevor er überhaupt richtig begonnen hat“, machte Richter abschließend deutlich.

Das Netzwerk Unternehmensnachfolge ist ein Zusammenschluss in Ostfriesland aus Wirtschaftsförderern der ostfriesischen Landkreise und Städte, Wirtschaftsfördergesellschaften- und kreise, Banken und Sparkassen, Kreishandwerkerschaften sowie der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg und der Handwerkskammer für Ostfriesland.

Handwerker, die Beratung zum Thema Nachfolge wünschen, können sich an die Handwerkskammer wenden. Ansprechpartnerin ist Svea Janssen: Telefon 04941 1797-29, E-Mail s.janssen@hwk-aurich.de.

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