Die gestiegenen Preise für Rohstoffe wie Holz verteuern handwerkliche Dienstleistungen.
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Stimmung im Handwerk hellt sich auf
Handwerksbetriebe atmen nach den wirtschaftlichen Beschränkungen wieder auf. Materialknappheit und zu hohe Rohstoffpreise verteuern Dienstleistungen.
Ostfriesland. Die Wirtschaftslage im ostfriesischen Handwerk hat sich deutlich erholt. „Wir liegen zwar noch nicht auf Vorkrisenniveau, dafür schlagen die Materialengpässe noch zu sehr ins Kontor, aber die Stimmung hellt sich vielerorts merklich auf. Es geht wieder bergauf“, freute sich Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs anlässlich der aktuellen Auswertungen der Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer für Ostfriesland.
Demnach ist der Geschäftsklima-Index im Gesamthandwerk auf 124 Punkte im Vergleich zum Vorjahr mit 118 Punkten angestiegen. Im Herbst 2019 waren es noch 133 Punkte. Neun von zehn Unternehmen meldeten eine gute beziehungsweise befriedigende Wirtschaftslage. Nach dem Frühjahrstief knacken alle Handwerksgruppen wieder die 100 Punkte-Marke auf der Index-Skala. Dabei blicken die Betriebsinhaberinnen und -inhaber zwar optimistisch in die Zukunft, dennoch sind die Erwartungen von Vorsicht geprägt. 21 Prozent der Befragten rechnen mit einer besseren Lage für das nächste Quartal. Die Mehrzahl mit 61 Prozent erwartet eine gleichbleibende Konjunktur.
Aufträge müssen verschoben oder storniert werden
„Trotz der positiven Indizes spüren die Handwerker die pandemiebedingten Nachwehen des Lockdowns. Viele berichten von Problemen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Verbrauchsmaterialien. Es fehlt an Kunststoffen, Holz, Stahl und vielem mehr. Die Preise steigen drastisch, Aufträge mussten verschoben oder ganz gestrichen werden“, berichtete Jörg Frerichs. Höhere Einkaufspreise verbuchen per saldo 87 Prozent der Betriebe. Dies haben per saldo 53 Prozent in gestiegene Verkaufspreise an die Kunden weitergegeben. „Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Es wird mit weiteren Preissteigerungen gerechnet“, bewertete der Hauptgeschäftsführer das Zahlenmaterial. Er erwarte von der Politik, dass hier gegengesteuert werde. Erschwerend komme hinzu, dass es sich für jeden Dritten nicht mehr lohne, an aktuellen Aufträgen festzuhalten. 75 Prozent der Befragten mussten Vereinbarungen mit Kunden aufgrund von Lieferengpässen verschieben oder stornieren.
Vor diesem Hintergrund stagnieren die Umsätze. Der Auftragsbestand hat sich demnach per saldo bei sieben Prozent der Betriebe erhöht. Die Baubranche berichtet als einzige von einer positiven Umsatzentwicklung. Die anderen Handwerksgruppen bis auf das Ausbaugewerbe müssen Umsatzrückgänge hinnehmen. Im Durchschnitt liegt die Auftragsreichweite bei rund zehn Wochen. Kunden, die bauen wollen, müssen 19 Wochen auf die Baukolonnen warten.
Impfquote im Handwerk hoch
Dabei macht sich auch der Fachkräftemangel bemerkbar. Die Hälfte aller Unternehmen haben offene Stellen gemeldet. Jeder Fünfte hat den Personalbestand aufgestockt; lediglich 15 Prozent mussten Mitarbeiter entlassen. 18 Prozent mussten ihre Beschäftigten erneut in Kurzarbeit schicken. Hiervon waren insbesondere Friseure, Kfz-Betriebe, Metallbauer und Elektrotechniker betroffen. Dabei zeigen sich die Beschäftigten impfwillig. Die Impfquote des handwerklichen Personals wird mit rund 85 Prozent eingeschätzt.
Lebensmittelhandwerk holt kräftig auf
Mit Blick auf die einzelnen Handwerksgruppen ist das Ausbaugewerbe ganz gut durch die Krise gekommen. Die Elektrotechniker, Tischler, Maler, Heizungsbauer und Co. belegen mit 129 Indizes eine Spitzenposition (Vorjahr 137). Dicht gefolgt von den gewerblichen Zulieferern. Sie haben wieder kräftig um 39 auf 128 Indexpunkten (Vorjahr 89) zugelegt. „Die Branche profitiert von der verbesserten internationalen Industriekonjunktur“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer. Den dritten Platz belegt das Bauhauptgewerbe mit 124 Punkten (Vorjahr 128). Wobei die Branche in den kommenden Monaten von einer harten Winterpause ausgeht. Die größte Aufholjagd legt das Nahrungsmittelhandwerk mit einem Index-Wert von 122 Punkten und einem Wachstum von 51 Punkten hin (Vorjahr 71). Die Bäcker, Fleischer und Konditoren erholen sich durch die gestiegene Nachfrage nach den Catering-Services und der Wiederinbetriebnahme der Café- und Bewirtungsflächen. Jeder zweite Betrieb berichtet von einer guten Geschäftslage, bei der erhöhte Verkaufspreise durchgesetzt werden konnten.
Friseure und Kosmetiker blicken optimistisch in die Zukunft
Auch das Geschäft mit Gesundheitsprodukten spürt eine deutliche Belebung. Diese ist darauf zurückzuführen, dass Arztbesuche und damit Verschreibungen von gesundheitlichen Hilfsmitteln wieder häufiger stattfinden. Die Gesundheitshandwerke wie Augenoptiker, Hörgeräteakustiker oder Zahntechniker weisen einen Geschäftsklimaindex von 115 aus (Vorjahr 85). Die Geschäftslage bewerten die Betriebe als stabil. Den vorletzten Skalenplatz belegt das Kfz-Handwerk mit 115 Punkten (Vorjahr 104). „Die Werkstattauslastungen sind immer noch nicht so hoch wie vor der Krise“, erklärte Frerichs. Schlusslicht bilden die Handwerke für den persönlichen Bedarf mit 112 Punkten (Vorjahr: 93). Jeder dritte Friseur- und Kosmetiksalon war im Vorquartal von coronabedingten Betriebsschließungen etwa aufgrund von Quarantänemaßnahmen betroffen. Dennoch blickt jeder fünfte Betrieb optimistisch in die Zukunft und erwartet eine bessere Geschäftslage.
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Bild_maler_zimmerer: Spitzenreiter bei der Geschäftslage bleiben die Bau- und Ausbauhandwerke. Wartezeiten von bis zu 19 Wochen müssen Kunden für die Auftragserfüllung in Kauf nehmen.
Bild_holz: Die gestiegenen Preise für Rohstoffe wie Holz verteuern handwerkliche Dienstleistungen.
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