Friseurmeisterin Birgit Matthiesen-Janßen hat während der Corona-Pandemie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – und nicht bereut.
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Frauen erobern das Handwerk
Immer mehr Handwerkerinnen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit.
Ein Sprechtag für Gründerinnen bietet die Handwerkskammer am 12. Mai an.
Ostfriesland. Egal, ob als Unternehmerin, Meisterin, mitarbeitende Unternehmerfrau, Gesellin oder Auszubildende – Frauen erobern in allen Bereichen das Handwerk. Auch der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern, um Führungsaufgaben zu übernehmen. Laut dem Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) gab es noch nie so viele Handwerkinnen wie derzeit. Jedem fünften Betrieb steht eine weibliche Führungskraft vor. Und fast jede vierte Gründung erfolgt durch eine Frau. „Das spiegelt sich auch auf regionaler Ebene wider“, erklärt Julian Berghem, Existenzgründungsberater der Handwerkskammer für Ostfriesland. 2019 verzeichnete die Handwerksrolle 705 Neugründungen beziehungsweise Betriebsübernahmen. Knapp ein Drittel (204 Betriebe) der neuen Inhaber waren Frauen. Insgesamt sind gut 30 Prozent der etwa 5.500 ostfriesischen Handwerksunternehmen in weiblicher Führungshand. Das Entwicklungspotential ist damit aber noch lange nicht ausgeschöpft.
Eine, die vorgemacht hat, wie es geht, ist Friseurmeisterin Birgit Matthiesen-Janßen aus Leerhafe. Die 49-Jährige hat Anfang des Jahres das Haarstudio von Anya Sick (54) in Wittmund übernommen. Und das mitten in der Pandemiezeit und den coronabedingten Salon-Schließungen. „Das war keine einfache Entscheidung, aber da ich letztes Jahr viel in Kurzarbeit war, hatte ich nichts zu verlieren“, berichtet die Inhaberin. Durch einen Zufall hörte sie im Herbst 2020 von der Übernahmemöglichkeit des seit mittlerweile 30 Jahren gut etablierten Salons. Kurzfristig traf sie sich mit Anya Sick zu einem ersten Kennenlernen. „Die Chemie hat von Anfang an gestimmt. Es hat sich direkt ein Vertrauensverhältnis entwickelt. Das und die Rückendeckung meiner Familie haben eine wichtige Rolle bei meiner Entscheidung gespielt“, erklärt die Friseurmeisterin. Zusätzlich führte Birgit Matthiesen-Janßen Beratungsgespräche mit ihrer Hausbank, ihrem Steuerberater und dem Job-Center Wittmund. Letzteres ermöglichte ihr sogar eine Förderung für Existenzgründer.
Auch die Handwerkskammer steht angehenden Betriebsinhaberinnen in jeder Phase zur Seite. Denn egal, ob es um die Neugründung oder die Übernahme eines Betriebes geht: „Wir gehen alles Schritt für Schritt durch. Damit die zukünftigen Unternehmerinnen genau wissen, an was sie alles denken müssen“, macht Julian Berghem deutlich. Dabei werden alle Fragestellungen rund um den Businessplan sowie Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten besprochen. Mit der Existenzgründung ist außerdem eine Vielzahl von Antragsstellungen bei verschiedenen Behörden verbunden. Eine zusätzliche Hilfe ist deshalb das Starter-Center der Handwerkskammer. Über das digitale Formularwesen werden alle Anmeldungen in einem Schritt erledigt. „Dazu gehen wir alle Anträge nacheinander durch und füllen sie gemeinsam aus. Das erleichtert den Weg durch den bürokratischen Urwald“, so der Betriebsberater.
Im Dezember 2020 gab Birgit Matthiesen-Janßen schließlich offiziell bekannt, dass sie den Betrieb von Anya Sick unter dem neuen Namen „Haarstudio am Markt“ weiterführen wird. Ein großer Vorteil sei gewesen, dass sie nicht nur den Friseursalon, sondern auch das komplette Team sowie einen festen Kundenstamm übernehmen konnte. „Wenn ich stattdessen einen ganz neuen Salon aufgebaut hätte, hätte es vermutlich Monate gedauert, um bekannt zu werden“, resümiert die Unternehmerin.
In Kooperation mit den Auricher Frauenwochen bietet die Handwerkskammer interessierten Gründerinnen am Mittwoch, 12. Mai, ab 8.30 Uhr, einen kostenfreien Beratungssprechtag an. In individuellen Einzelgesprächen erhalten sie von Betriebsberater Julian Berghem Tipps zu den Bereichen Existenzgründung und Betriebsübernahme. Eingeladen sind alle Frauen, die sich über eine Selbstständigkeit im Handwerk informieren möchten. Um eine Terminvereinbarung wird gebeten. Anmeldungen sind entweder unter Telefon 04941 1797-37 oder j.berghem@hwk-aurich.de möglich.
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