Die Erfahrung von Profis aus der Praxis ist bei der Besetzung von Prüfungsausschüssen unverzichtbar. Ralf Janssen aus Wittmund bringt sein Wissen im Meisterprüfungsausschuss im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk ein.
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Ehrenamt ist Ehrensache
Als Stützpfeiler für viele Bereiche übernehmen Handwerker Verantwortung weit über den eigentlichen Betriebsalltag hinaus. Ralf Janssen aus Wittmund erzählt, wofür er sich einsetzt.
Ostfriesland. Dank des großen ehrenamtlichen Engagements vieler Betriebsinhaber und Mitarbeiter ist es möglich, die Handwerkskammer für Ostfriesland als Selbstverwaltungseinrichtung der Wirtschaft zu führen. Allein im ostfriesischen Kammerbezirk gibt es rund 1.250 ehrenamtliche Handwerker, die sich in der Handwerkskammer und in den Kreishandwerkerschaften (KH) für den Nachwuchs und für die Zukunft der „Wirtschaftsmacht. Von nebenan.“ einsetzen.
Sie sitzen in Prüfungsausschüssen, sind Mitglied der Vollversammlung, im Vorstand einer Innung oder bringen sich in die Arbeit ihrer Kreishandwerkerschaft ein. Ralf Janssen (59) aus Wittmund ist einer von ihnen. Der Sachverständige für Heizung und Sanitär hält eine ganze Reihe an Ehrenämtern inne, unter anderem als Obermeister der Installateur und Heizungsbauer-Innung im Kreis Wittmund, als Vorstandsmitglied der Synergiegemeinschaft Varel, in der Vollversammlung und in Prüfungsausschüssen der Handwerkskammer.
„Sobald man einen Obermeister-Posten hat, rutscht man in die anderen Gremien hinein“, kommentiert der Handwerker schmunzelnd. Aber es mache ihm auch Spaß. Er treffe viele Entscheidungsträger, Berufskollegen und interessante Leute aus anderen Gewerken. „Es ist schön, mit Profis zu arbeiten, was zu bewegen und etwas mitzugestalten“, sagt Janssen, der diverse Meistertitel unter anderem im Schmiede-, Gas- und Wasserinstallateurhandwerk sowie im Zentralheizungs- und Lüftungsbauerhandwerk trägt. Seine Aufgabe als Obermeister sehe er beispielsweise darin, alle Berufskollegen ohne Konkurrenzdenken an einen Tisch zu holen. „Die Zusammenarbeit und der Austausch – sich untereinander zu helfen – das ist wichtig“, erzählt der 59-Jährige, der vor dem Gespräch einigen Handwerkern einen Vormittag lang die Ausbildereignungsprüfung (AdA) abgenommen hat.
Dank seines Mitwirkens im AdA-Prüfungsausschuss der Handwerkskammer können diese Fachkräfte in ihren Betrieben den Nachwuchs fachgerecht ausbilden. Bei der Ausbildereignungsprüfung regelt das Berufsbildungsgesetz die ehrenamtliche Besetzung. Nach der Drittelparität werden Beauftragte der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite sowie eine Lehrkraft aus berufsbildenden Schulen für längsten fünf Jahre berufen. So sind rund 370 Ehrenamtliche in der Handwerkskammer für Ostfriesland tätig.
Bei der Meisterprüfung im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk ist Ralf Janssen zudem für den Praxisteil zuständig. Unter anderem führt er die Aufgaben für die Montagearbeit, die die Meisteranwärter anfertigen sollen, vorab durch. Dabei testet er, ob die Prüfungsaufgabe für einen angehenden Meister dem geforderten Schwierigkeitsgrad entspricht.
Für Ralf Janssen ist seine Tätigkeit Ehrensache. „Mir ist es wichtig, zu schauen, auf welchem Ausbildungsniveau der Nachwuchs steht.“ Er möchte etwas, von dem er in der Vergangenheit profitiert hat, zurückgeben und sich für seinen Berufsstand einsetzen. „Und was wäre, wenn keiner mehr ein Ehrenamt übernehme? Dann würde vieles in der Gesellschaft nicht mehr laufen“, ist sich Janssen sicher.
Seiner Ansicht nach scheuten viele davor, Verantwortung zu übernehmen, im Mittelpunkt zu stehen oder hätten Angst, zu viele Aufgaben aufgebürdet zu bekommen. „Für mich ist die extra Arbeit überschaubar“, bekräftigt er und verweist auf den Rückhalt durch seine Frau. „Ohne dem funktioniert es nicht.“ Das Ehrenamt sei mit den nachrückenden Generationen im Wandel. Der Gemeinschaftssinn und der Spaßfaktor spielten eine große Rolle. Allerdings müsse bei allen Aktivitäten das Maß gehalten werden, sowohl bei den Versammlungen, als auch bei den Ehrenämtern, die man annimmt. Die Familie und der Betrieb dürften nicht darunter leiden, resümiert Ralf Janssen.
Wer sich ehrenamtlich für seinen Berufsstand als Arbeitgeber oder als Arbeitnehmer einsetzen möchte, kann sich an Gisela Hillers, Leiterin des Meister- und Fortbildungsprüfungswesens, unter der Telefonnummer 04941 1797-33 oder per E-Mail g.hillers@hwk-aurich.de wenden.
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